In Anerkennung an sein Lebenswerk wurde Arthur Zimprich am 24.07.2014 der Deutsche Bürgerpreis verliehen.
Arthur Zimprich wurde am 8. 5. 42 in Ketzelsdorf, Kreis Zwittau in Mähren, heute Tschechien, geboren. Von 1948 - 1955 lebte er mit Eltern und Geschwistern im ehemaligen Pförtnerhaus der DSC in Geretsried und seit 1955 im nahegelegenen Königsdorf. Dort gründete er aus Dankbarkeit, wieder eine Heimat gefunden zu haben, das Heimatmuseum und leitete es bis 2011. Dem Arbeitskreis Historisches Geretsried schloss er sich gerne an, da ihn sowohl die prägenden persönlichen Nachkriegserfahrun- gen als auch die 32-jährige Tätigkeit als Geschichts- lehrer am Gymnasium Geretsried dazu motivierten.
Am Montag, den 11. Januar 2021 ist Arthur Zimprich mit 78 Jahren im Senioren- und Pflegeheim Schwaigwall verstorben. Dank seines hoch verdienstvollen Wirkens in unserer Region wird der ehemalige Lehrer am Geretsrieder Gymnasium für Deutsch, Geschichte und Sozialkunde in Erinnerung bleiben.
Nach Abschluss des Studiums und Referendariats zog Zimprich zurück nach Königsdorf und erhielt 1972 eine Anstellung als Geschichtslehrer am neu gegründeten Geretsrieder Gymnasium. Dort wurde er zum Fachbetreuer für Geschichte und blieb dort 32 Jahre bis zu seiner Pensionierung.
Sein Engagement für Heimatforschung und die Erinnerungskultur haben die Region nachhaltig geprägt und Spuren hinterlassen, die überdauern: Der Weg der Geschichte in Geretsried und Königsdorf sowie das Heimatmuseum von Königsdorf gehen auf Arthur Zimprich zurück. In zahlreichen Vorträgen, Führungen und Ausstellungen gab er sein Wissen weiter. Arthur Zimprich war an der Gründung des Historischen Vereins Wolfratshausen beteiligt und er war Initiator für die Gründungen der Historischen Arbeitskreise in Geretsried und Königsdorf.
Erster Bürgermeister Michael Müller über Arthur Zimprich, der seit 2010 Ehrenbürger von Geretsried war und 2014 den Deutschen Bürgerpeis für sein Lebenswerk erhielt: „Wir verlieren mit Arthur Zimprich einen Menschen, der sich besonders um den Erhalt der Geschichte unserer Stadt verdient gemacht hat. Aufgrund seiner eigenen Erfahrungen als Vertriebenenkind war er für die Geschehnisse der Nachkriegszeit besonders sensibilisiert. Mit Wort und Tat hat er Zeit seins Lebens dazu beigetragen, dass diese Erfahrungen nicht in Vergessenheit geraten und unsere Stadtgeschichte damit lebendig bleibt. Besonders im Gedächtnis bleiben sein Wirken im Arbeitskreis Historisches Geretsried, seine Mitarbeit beim Weg der Geschichte, die von ihm initiierten Obelisken oder auch das wunderbare Quiz, das er zu unserer Stadthistorie entworfen hat. Wir alle danken ihm für dieses beeindruckende Engagement. Mein Beileid gilt seiner Familie und all denjenigen, die ihm auf seinem Lebensweg geleiten durften.“
Über seine Kindheit lassen wir ihn noch einmal selbst zu Wort kommen (aus einer sehr persönlich gehaltenen Schrift, die er 2017 verfasst hat). „Als meine Mutter am 13. August 1948 nach einem am Bahnhof Wolfratshausen begonnen Fußmarsch mit drei Kindern das Pförtnerhaus der Deutschen Sprengchemie in Geretsried, unsere zukünftige Wohnung, erreichte, ging für uns eine Zeit größter Not und Gefahr zu Ende.
Am 8. Mai 1942 in Ketzelsdorf im Sudetenland geboren, erlebte ich nur die ersten drei Lebensjahre unbeschwert. Mit dem Kriegsende begann dagegen eine dreijährige Lebensphase die von Heimatverlust, wiederholtem Ortswechsel, Bedrohungen, Isolierung und Hunger bestimmt war. Es war ein Kampf um unser Überleben, den meine Mutter allein, in Abwesenheit des in russischer Kriegsgefangenschaft befindlichen Vaters, führen musste.
Im April 1945 sah sich meine Mutter nach einem gescheiterten Fluchtversuch vor der heranrückenden russischen Armee – zu Fuß mit mir im Kinderwagen und mit meiner älteren Schwester daneben, wie andere deutsche Frauen den Nachstellungen der Rotarmisten ausgesetzt. Als die russischen Truppen abgezogen waren, übernahmen tschechische Behörden das Regiment über die zurück gebliebenen Deutschen und wiesen uns in ein improvisiertes Internierungslager ein.
Nach zweimonatigem Aufenthalt wurde den arbeitsfähigen Insassen des Lagers das Angebot gemacht, das Lager verlassen zu können, wenn sie bereit wären, für Tschechen zu arbeiten. Obgleich meine Mutter Lehrerin war, entschied sie sich im Hinblick auf eine gesicherte Ernährung für die Arbeit auf einem tschechischen Bauernhof. Ein knappes Jahr sollten wir dort in einem tschechischen Dorf, nur von Tschechen umgeben, leben. Gegen Ende unseres Aufenthalts sprach ich so gut tschechisch, dass ich meine Mutter wiederholt nach den deutschen Bezeichnungen für tschechische Wörter fragen musste. Tschechische Kinderreime, Schimpfwörter und Schlüsselwörter wie Mutter, Vater, Wasser, Brot oder Arbeit sind mit noch heute geläufig.
Für ihre schwere Arbeit als Bauernmagd hätte meine Mutter laut tschechischer Behörde entlohnt werden müssen. Sie bekam jedoch keine einzige Krone und war deshalb erleichtert, als wir den Bestimmungen der Potsdamer Konferenz gemäß im Sommer 1946 aus der Tschechoslowakei ausgewiesen wurden. Allerding gehörte zur Praxis der als „human“ titulierten Ausweisung das „Filzen“ der Deutschen vor dem Besteigen der Züge nach Deutschland. Und so wurde der verschnürte Handkoffer meiner Mutter aufgeschnitten und sein kläglicher Inhalt – eine Decke, ein paar Stofftaschentücher, ein wenig Leibwäsche und Besteck für drei Personen – von den zuständigen Tschechen „entnommen“.