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Gedenkworte zur Beerdigung von Martin Walter

                                              von

Wolfgang Pintgen, Arbeitskreis Historisches Geretsried



Martin Walter hat sich in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens verdient gemacht. Doch ein Thema, das ihn mit ganz besonderer Begeisterung und Hingabe erfüllt hat, war die besondere Geschichte von Geretsried, wie es auch im Logo unserer Stadt  „Geretsried einfach anders“ zum Ausdruck kommt. Wir vom Arbeitskreis Historisches Geretsried hatten das große Glück mit dieser  Einstellung Martin Walter in unseren Reihen zu haben.  Er konnte uns zu vielen wichtigen Themen immer wieder motivieren und hielt auch bereichernde Kontakte zu anderen  Vertriebenenstädten, besonders zum Archivar von Waldkraiburg und anderen Forschern über die Rüstungswerke DAG und DSC.

Auch die Information der breiten Öffentlichkeit über die Geschichte und Entwicklung von Geretsried lag ihm sehr am Herzen. Seine Stadtführungen „Bunker im Wald“ fanden großen Anklang. Es waren bis zu 150 Teilnehmer, die seinen anschaulichen Erläuterungen der komplexen Zusammen-

hänge der Rüstungsindustrie der Nazis auf heutigem Geretsrieder Boden folgten.

Vor 7 Jahren wurde uns klar, dass ein ganz wichtiges Thema zur Geschichte von Geretsried noch nicht bearbeitet war. Das ist die Dokumentation  der Rüstungswerke DAG und DSC im Wolfratshauser Forst. Diese Munitionswerke sind ja der Boden unserer heutigen Stadt Geretsried mit den Resten ihrer Gebäude, Straßen und Infrastruktur. Für die anderen Vertriebenenstädte lag diese Dokumentation auch schon vor. Eine Projektgruppe von uns erarbeitete eine Aufstellung der notwendigen Themen zu diesem Vorhaben. Eine immense Stoffmenge stand vor uns, die uns fast erschlagen hätte:

Grunderwerb, Planung und Bau, Energieversorgung und Wasserversorgung, Logistik und Produktion, Beschäftigte und deren Unterbringung bis zur Demontage und den Reparationsleistungen.

Wir resignierten damals und waren der Meinung, dies sei von einer kleinen Hobbygruppe mit 12 Leuten nicht zu schaffen.

Zwei Jahre später überraschte uns Martin mit der Mitteilung, dass er schon maßgebliche Vorarbeiten zur Dokumentation der Rüstungswerke erstellt habe. Für die Veröffentlichung der ersten Themen benötige er aber noch etwas Unterstützung aus unseren Reihen, die sich auch schnell fand. In der Folge haben sich auch weitere einzelne Mitglieder bestimmter Themen angenommen. Neben den noch Aktiven möchte ich auch noch den ebenfalls zu früh verstorbenen Franz Rudolf nennen.

Die Dokumentation ist bis heute zur Hälfte fertiggestellt. Das 5. von vorgesehenen 9 Geretsrieder Heften wird im Herbst diesen Jahres erscheinen.

Es ist das ganz große Verdienst von Martin Walter, dass er uns trotz anfänglicher Resignation vor der Menge der Themen motivieren und aktivieren konnte, diese enorme Aufgabe anzugehen und weiterzuführen. Dies ist nicht nur für Historiker wichtig, sondern auch Teil des Selbstverständnisses unserer Stadt.

Hinter dem kompetenten, umfangreichen Wissen um die besondere Geschichte unserer Stadt blitzte auch ein herzlicher Mensch durch. Ich erinnere mich noch gern an seinen letzten Geburtstag im März diesen Jahres. Wegen Infektionsgefahr unter Chemotherapie durfte er keine Besuche empfangen.

Wir haben ihm daher  einen etwas ausführlichen dankbaren und aufmunternden Geburtstagsgruß geschrieben. Als er wieder Kontakte haben durfte, sagte er mit ganz frohem Blick „vielen Dank für die herzlichen Geburtstagswünsche. Wie schön ist es doch, Freunde zu haben“.

So möchte ich zum Schluss meiner Gedenkworte sagen:

Wir haben nicht nur ein ganz wertvolles Mitglied unseres Arbeitskreises verloren –

Wir haben auch einen Freund verloren.

Danke, Martin , für alles.


Geretsried, den 24. August 2018


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